München, 23.11.2023 – Die Kinder- und Jugendhilfe spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft unserer Gesellschaft. Doch trotz ihrer essenziellen Bedeutung sieht sich der Soziale Bereich, insbesondere die stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, mit einem akuten Fachkräftemangel konfrontiert.
Diese Situation hat gravierende Auswirkungen auf die Qualität der Betreuung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, die auf professionelle Hilfe angewiesen sind.
Denn: Parallel dazu steigt der Bedarf an professioneller Betreuung, gleichzeitig herrscht aus unterschiedlichen Gründen ein Mangel an aktuellen und potenziellen Fachkräften. Der demografische Wandel verstärkt den Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte noch weiter, da der Arbeitsmarkt insgesamt schrumpft.
Vor diesem Hintergrund wurden in Bayern auf unterschiedlichen Ebenen Initiativen seitens der öffentlichen und freien Träger, des Bayerischen Landesjugendhilfeausschusses, des ZBFS – Bayerisches Landesjugendamt (ZBFS – BLJA) und des Bayerischen Staatministeriums für Familie Arbeit und Soziales (StMAS) angestoßen, um dem Fachkräftebedarf in der Kinder- und Jugendhilfe zu begegnen.
So wurde Anfang März 2023 u. a. auch ein intensiver gemeinsamer Prozess initiiert, um das Fachpersonal der stationären und teilstationären Kinder- und Jugendhilfe vor Ort aktuell und künftig unterstützen und entlasten zu können. In diesem Zuge wurde seitens des StMAS, des ZBFS – BLJA und den Regierungen als Betriebserlaubnis erteilende Behörden ein Maßnahmenpaket entwickelt und prozesshaft mit den Vertreterinnen und Vertretern der Träger der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe in Bayern abgestimmt.
Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen ist der „Landesweite Orientierungsrahmen für erweiternde Maßnahmen im Tätigkeitsbereich der Betriebserlaubnis erteilenden Behörden in Bayern“, in dem diverse Optionen für (teil-)stationäre Hilfen zur Erziehung entwickelt und gebündelt wurden, um die schwierige Situation in den Einrichtungen vor Ort zu entschärfen.
Der Landesjugendhilfeausschuss nahm in seiner Sitzung vom 15.11.2023 die entsprechenden Maßnahmen billigend zur Kenntnis.
Das dazugehörige Dokument wurde am 23.11.2023 in einer Online-Veranstaltung des LVkE den Mitgliedern aus dem (teil-) stationären Arbeitsfeld zugänglich gemacht.
Stefanie Zeh-Hauswald, Dipl. Sozialpädagogin (BA), Kriminologin (M.A.) und Expertin für (teil)-stationäre Hilfen beim ZBFS – Bayerisches Landesjugendamt, übernahm die Präsentation der Ergebnisse und stand für die anschließende Diskussion mit dem Plenum zur Verfügung.
Kernpunkt des Maßnahmenpapiers ist die Weiterentwicklung und Ergänzung der Fachkräftekriterien in Angeboten nach §34 SGB VIII, um den potentiellen Personalpool zu erweitern.
Des Weiteren wird eine Entlastung der Fachkräfte vor Ort durch eine Verlagerung definierter Aufgaben an Ergänzungskräfte vorgeschlagen, z.B. bei ressourcenaufwändigen Tätigkeiten wie Fahrdienste, Hausaufgabenbetreuung, Freizeitstrukturierung, etc.
Auch können Studierende im Rahmen ihrer praktischen Ausbildungsanteile oder im Rahmen einer Nebentätigkeit stärker in Fachkraftstellen eingebunden werden, um so mittelfristig eine Personalakquise bzw. -bindung zu begünstigen.
Die Umsetzung dieser Maßnahmen erfolgt in Abstimmung mit der zuständigen Betriebserlaubnis erteilenden Behörde.
Ein nächster wesentlicher Punkt ist zudem ein entwickeltes modulares Qualifizierungsprogramm für Quereinsteiger:innen, das auch wissenschaftlich evaluiert werden soll.
Petra Rummel, LVkE-Geschäftsführerin, bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei Stefanie Zeh-Hauswald für ihren kompetenten und hochinteressanten Beitrag und appellierte an alle Beteiligten:
„Es liegt in unserer Verantwortung, die Herausforderungen im sozialen Bereich anzuerkennen und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um eine nachhaltige Verbesserung der Situation in stationären und teilstationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zu erreichen. Die heutige Diskussion und die gemeinsame Befassung zeigt, dass wir auf einem richtig guten und vor allem auf einem prozesshaft angelegten Weg sind.“
Sie erinnerte in diesem Kontext an den Titel eines AFET-Diskussionspapiers : „Qualität entsteht im DIALOG“ – Lassen Sie uns genau so weitermachen!